Lehrende: Dr. Martin Schmitt
Veranstaltungsart: Hauptseminar
Orga-Einheit: Geschichte
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Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 45
Literatur: - Dittmann, Frank: „Wann hört ihr endlich auf zu klauen! West-Ost-Technologietransfer im Kalten Krieg im Bereich der Elektrotechnik und Computertechnik“, in: Horst A. Wessel (Hrsg.): Strom ohne Grenzen: internationale Aspekte der Elektrotechnik?; Tagung des VDE-Ausschusses „Geschichte der Elektrotechnik“ am 23.Oktober 2006 in Aachen, Berlin 2008, S. 225-243. - Donig, Simon: „Vorbild und Klassenfeind. Die USA und die DDR-Informatik in den 1960er Jahren“, in: Osteuropa 59/10 (2009), S. 89–100. - Sobeslavsky, Erich/Lehmann, Nikolaus Joachim: Zur Geschichte von Rechentechnik und Datenverarbeitung in der DDR 1946-1968, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung, Dresden 1996. - Sukrow, Oliver/Hölscher, Lucian: Arbeit. Wohnen. Computer. Zur Utopie in der bildenden Kunst und Architektur der DDR in den 1960er Jahren, Heidelberg University Publishing, Heidelberg 2018.
Kommentar: Gab es in der DDR Computer? Fragen wie diese offenbaren einen Blick auf die Staaten des ehemaligen Ostblocks als vermeintlich rückständig und überlebt. In der Schule spielt die Geschichte der DDR – wenn überhaupt – vor allem als Niedergangs-, Konfrontations- und Wiedervereinigungserzählung eine Rolle. Im Hauptseminar werden wir solche populären Darstellungen hinterfragen und dem ein differenzierteres Bild entgegensetzen: Mit der Ambivalenz von Hoffnung und Fehlschlag, mit deutsch-deutscher Kooperation lange vor 1990 und mit der Frage, wie es nach der Wiedervereinigung eigentlich weiterging. Hierzu liegt der Schwerpunkt auf der „Schlüsseltechnologie“ Digitalcomputer mit all seinen kulturellen, arbeitstechnischen und materiellen Verflechtungen. Wie konnte es ein kleines Land wie die DDR im Laufe ihres Bestehens schaffen, eine international teilweise konkurrenzfähige Computerindustrie aufzubauen? Welche Motive steckten dahinter und was bedeutete das für den weiteren Verlauf der Geschichte der DDR? Welche Rolle spielte die Kooperation mit anderen osteuropäischen Staaten, vor allem der Sowjetunion? Und was wurde aus den Informatiker:innen der DDR eigentlich nach der Wende? Das prominenteste Beispiel hierfür ist vielleicht Jared Karim aus Sachsen-Anhalt, der Jahrzehnte später die Videoplattform YouTube mitgründete. Methodisch werden wir jenseits klassischer Quellenkritik und der Analyse von Oral History Interviews lernen, mit Hilfe geografischer Informationssysteme und datenbasierter Ansätze zu arbeiten.
Wichtige Hinweise: Eine Exkursion im Rahmen des Hauptseminars in das Heinz-Nixdorf-Museums-Forum ist geplant. Die AqT wird erteilt für aktive Teilnahme an der Veranstaltung, die Präsentation eines Datensatzes in einer Sitzung sowie die Entwicklung einer thematisch abgestimmten Storymap im Umfang von 6.000 - 10.000 Zeichen. Die Prüfungsleistung ist eine Hausarbeit von ca. 40.000 Zeichen, Deadline ist der 30. September 2024. Im Mastermodul historische Epochen haben Sie die Möglichkeit, eine mündliche Prüfung in Kombination mit einer Vorlesung aus einer anderen Epoche abzulegen.