L.068.14205 Flucht und Asyl in Deutschland seit 1945 (NG)

Veranstaltungsdetails

Lehrende: Dr. Michael Schubert

Veranstaltungsart: Proseminar

Orga-Einheit: Geschichte

Anzeige im Stundenplan:

Semesterwochenstunden: 2

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 30

Voraussetzungen und Empfehlungen:
Das gekoppelte Einführungsseminar zur Neuesten Geschichte (Mo, 9-11 Uhr) soll besucht werden.

Literatur:
Bade, Klaus J., Europa in Bewegung. Migration vom späten 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart, München 2000.
Bade, Klaus J./Emmer, Pieter C./Lucassen, Leo/Oltmer, Jochen (Hg.), Enzyklopädie Migration in Europa. Vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart, 3. Aufl. Paderborn/München 2010.
Oltmer, Jochen, Globale Migration. Geschichte und Gegenwart, 2. Aufl. München 2016.
Oltmer, Jochen, Migration vom 19. bis zum 21. Jahrhundert (Enzyklopädie Deutscher Geschichte, Bd. 86), 3. Aufl. Berlin/Boston 2016.
Poutrus, Patrice G., Zuflucht im Nachkriegsdeutschland. Politik und Praxis der Flüchtlingsaufnahme in Bundesrepublik und DDR von den späten 1940er bis zu den 1970er Jahren, in: GG 35 (2009), S. 135-175.

Kommentar:
Die 1951 verabschiedete Genfer Flüchtlingskonvention fasste im Begriff der ‚Flüchtlinge‘ Migrant*innen, die Staatsgrenzen überqueren, weil ihr Leben, ihre körperliche Unversehrtheit, Freiheit und Rechte direkt oder sicher erwartbar bedroht sind. Die 146 beigetretenen Staaten verpflichten sich dazu, Flüchtlinge anzuerkennen, wenn sie nachweisen, wegen „ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung“ verfolgt zu werden. Die Bundesrepublik Deutschland gehörte zu den 26 Erstunterzeichnern der Konvention. Gleichzeitig errichtete das Land mit seinem Grundgesetz 1949 in Art. 16 ein individuelles Recht auf Asyl, das „politisch Verfolgten“ Schutz und Aufnahme bot. 1980 wurde zudem das Kontingentflüchtlingsgesetz verabschiedet, um vietnamesische ‚boat people‘ aus humanitären Gründen ohne Asylverfahren aufzunehmen. Während ausländische Flüchtlinge innerhalb dieser drei Rechtsetzungen seit 1949 vornehmlich aus den Ländern des globalen Südens aber auch aus den bis 1989/90 kommunistischen Ländern Osteuropas in die Bundesrepublik zuwanderten, nahm die DDR als politisches Vorzeigeprojekt seit Bestehen des Staates einige Tausend „Polit. Emigranten“ auf, die im Zuge des Kalten Krieges und ihres Widerstandes gegen politische Unterdrückung in die ‚befreundete Republik‘ flüchteten.
Gleichzeitig waren die Bundesrepublik wie auch die Demokratische Republik aber noch auf ganz andere Weise mit dem Thema Flucht konfrontiert: Während 1945-1953 über zwölf Millionen ‚Reichs- und Volksdeutsche‘ als ‚Flüchtlinge und Vertriebene‘ aus den ehemaligen deutschen Siedlungsgebieten in Osteuropa in die alliierten Besatzungszonen West- und Ostdeutschlands bzw. in die beiden neuen deutschen Staaten zuwanderten, flüchteten 1949-1990 über vier Millionen Menschen aus der DDR in die Bundesrepublik (über eine halbe Million ging in die andere Richtung).
Damit wird Flucht in Deutschland zu einem schillernden Begriff, der den Vergleich seiner historischen Kristallisationen einerseits in der Analyse schwierig macht. Andererseits wird aber deutlich, dass die politische Diskussion um Flucht und Asyl in Deutschland von 1945 bis heute den Status des ‚Flüchtlings‘ so stark wertet, dass Vergleichbarkeiten sogar geleugnet werden und stattdessen ‚wahrhaftige Flüchtlinge‘ gesucht werden, die von ‚unlauteren Flüchtlingen‘ unterschieden werden könnten. Die Normativität dieser Diskussion gipfelt in der politischen Identifizierung ‚illegaler oder irregulärer Migranten‘ und ‚Wirtschaftsflüchtlinge‘.
Das Proseminar widmet sich den Grundlagen der stark politisierten Diskussion um ‚Flucht und Asyl‘, indem die historischen Entwicklungen von Flucht nach Deutschland und ihrer Begegnung durch Recht und Politik nachgezeichnet werden. Auf Basis dieser grundlegenden Kenntnisse sollen die Fragen nach Vergleichbarkeiten und dem Charakter Deutschlands als ‚Flucht- und Asylland‘ gestellt werden.

Wichtige Hinweise:
Voraussetzung für den Scheinerwerb sind – neben der Kenntnis der grundlegenden Literatur und der Beteiligung an den Diskussionen im Seminar – i.d.R. die Vorlage eines Diskussionspapiers im Seminar sowie die Ausarbeitung dieses Papiers oder einzelner seiner Aspekte zur Hausarbeit bis zum Semesterende. Das Proseminar ist gekoppelt an das Einführungsseminar zur Neuesten Geschichte (Mo, 9-11 Uhr).

Anmeldefristen
Phase Block Start Ende Anmeldung Ende Abmeldung Ende Hörer
Anmeldephase (direkte Zulassung) Semester 28.02.2024 08:00 15.03.2024 23:59 30.09.2024 23:59 15.03.2024 23:59
Revisionsphase (direkte Zulassung) Semester 04.04.2024 12:30 26.04.2024 23:59 30.09.2024 23:59 26.04.2024 23:59
Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende
1 Mo, 8. Apr. 2024 11:00 13:00 L 2 202 Dr. Michael Schubert
2 Mo, 15. Apr. 2024 11:00 13:00 L 2 202 Dr. Michael Schubert
3 Mo, 22. Apr. 2024 11:00 13:00 L 2 202 Dr. Michael Schubert
4 Mo, 29. Apr. 2024 11:00 13:00 L 2 202 Dr. Michael Schubert
5 Mo, 6. Mai 2024 11:00 13:00 L 2 202 Dr. Michael Schubert
6 Mo, 13. Mai 2024 11:00 13:00 L 2 202 Dr. Michael Schubert
7 Mo, 27. Mai 2024 11:00 13:00 L 2 202 Dr. Michael Schubert
8 Mo, 3. Jun. 2024 11:00 13:00 L 2 202 Dr. Michael Schubert
9 Mo, 10. Jun. 2024 11:00 13:00 L 2 202 Dr. Michael Schubert
10 Mo, 17. Jun. 2024 11:00 13:00 L 2 202 Dr. Michael Schubert
11 Mo, 24. Jun. 2024 11:00 13:00 L 2 202 Dr. Michael Schubert
12 Mo, 1. Jul. 2024 11:00 13:00 Termin entfällt Dr. Michael Schubert
13 Mo, 8. Jul. 2024 11:00 13:00 L 2 202 Dr. Michael Schubert
14 Mo, 15. Jul. 2024 11:00 13:00 L 2 202 Dr. Michael Schubert
Enthalten in Modulen
Modul
M.068.0722 B2 - Neuere Geschichtsepochen :: GE-ZFB v1 (WS 2016/17)
M.068.0722 B2 - Neuere Geschichtsepochen :: GE-ZFB v1 (WS 2023/24)
M.068.58202 B2 - Basismodul Neuere Geschichtsepochen :: BA-HRSGe (WS 2022/23)
M.068.58302 B2 - Basismodul Neuere Geschichtsepochen :: BA-GyGe (WS 2022/23)
M.068.8020 Neuere Geschichtsepochen :: BA-LA (WS 2016/17)
M.137.5257 M I.5b - Europäische Geschichte:: BA EE v5 (WS 2018/19, WS 2018/19, WS 2018/19)
M.137.5294 M III.4 - Europäische Geschichte :: EE (WS 2018/19, WS 2018/19)
M.137.5520 M2 - Geschichte, Wirtschaft und Gesellschaften Europas (WS 2023/24, WS 2023/24, WS 2023/24)
M.137.5540 M3b - Interdisziplinäre fachliche Vertiefung (WS 2023/24, WS 2023/24)
Übersicht der Kurstermine
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Lehrende
Dr. Michael Schubert