Lehrende: Julia Quast
Veranstaltungsart: Proseminar
Orga-Einheit: Geschichte
Anzeige im Stundenplan:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 30
Voraussetzungen und Empfehlungen: Es wird dringend empfohlen, das Proseminar parallel bzw. in Kombination mit der Einführungsveranstaltung bei Dr. Johanna Sackel zu belegen („Einführung in das Studium der Neuesten Geschichte/Zeitgeschichte“). Einiges an Literatur wird englischsprachig sein, daher sind gute passive Englischkenntnisse von Vorteil.
Literatur: Frei, Norbert: Vergangenheitspolitik. Die Anfänge der Bundesrepublik und die NS-Vergangenheit, München 1996. Greven, Michael Th.; von Wrochem, Oliver (Hg.): Der Krieg in der Nachkriegszeit, Opladen 2000. Harrisville, David. A.: The Virtuous Wehrmacht. Creating the Myth of the German Soldier on the Eastern Front, 1941-1944, Cornell New York 2021. Smelser, Donald / Davies, Edward J. II: The Myth of the Eastern Front, New York 2008.
Kommentar: Die Erinnerung an die deutsche Wehrmacht hat seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs immer wieder für Grabenkämpfe in der (deutschen) Erinnerungskultur geführt. Angefangen bei den Debatten um die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik (1951-52) über den Traditionserlass der Bundeswehr (1965) bis hin zur Wehrmachtsausstellung (1995) sollten Diskussionen um die ‚Ehre‘ der Wehrmacht und ihre Beteiligung vor allem am Holocaust immer wieder aufflammen. Während eigentlich mit der Wehrmachtsausstellung das Bild der ‚sauberen‘ – sprich an den Völkermorden unbeteiligten – Wehrmacht erinnerungspolitisch endgültig nicht mehr zu halten war, scheinen sich in den letzten Jahrzehnten dennoch vermehrt Narrative durchzusetzen, in denen die Wehrmacht doch wieder als ‚normale Armee‘ erscheint. Scheinbar 'unbeteiligt' vor allem am Holocaust werden insbesondere die hochrangigen Generäle als Helden oder ‚Zauderer‘ entworfen und in das Zentrum von Erzählungen über den Zweiten Weltkrieg gerückt. Damit wird an Narrative der unmittelbaren Nachkriegszeit angeschlossen, in denen es den Generälen selbst gelungen war, sich - obwohl Deutschland den Krieg verloren hatte - als militärische Genies zu zeichnen und mit ihren Erzählungen maßgeblich die Erinnerung an den Krieg zu prägen. In diesem Seminar wollen wir der Erzählung der ‚sauberen‘ Wehrmacht auf die Spur gehen und Fragen stellen wie: Woher stammen diese Narrative, sowohl zeitlich als auch lokal? Wer sind die ‚Mythenträger‘? Über welche Linien wurden und werden diese Bilder der Wehrmacht weitergetragen und warum? Welche Brüche mit dem Narrativ gab es und wie tief und weitreichend waren sie (oder auch eben nicht)? Abschließend soll diskutiert werden, warum gerade in der Hochkonjunktur digitaler Medien die Erzählung von der ‚sauberen‘ und ‚unbesiegbaren‘ Wehrmacht wieder so eine Schlagkraft entwickeln kann.
Wichtige Hinweise: Nachweis der aktiven qualifizierten Teilnahme: qualifizierte Diskussionsbeiträge ; 2 schriftliche Hausaufgaben Prüfungsleistung: Hausarbeit In der ersten Anmeldephase sind die Plätze zunächst auf 15 beschränkt. In der zweiten Anmeldephase werden weitere Plätze freigegeben.