Lehrende: Alexander Schultz
Veranstaltungsart: Seminar
Orga-Einheit: Medienwissenschaft
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Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 40
Kommentar: Das Seminar möchte zur Wiederentdeckung einer anrüchigen Kinopraxis einladen. Um Sexualität in der intimen Öffentlichkeit eines Kinosaals wahrzunehmen besucht man heutzutage einen Arthouse-Film. Wer es exklusiver und politischer mag, frequentiert die renommierten Großstadt-Festivals. Beiden Formaten ist gemein, dass sie in ihrem Publikum eine Distanz zum Dargestellten anstreben, die der Möglichkeit einer allzu triebgesteuerten, voyeuristischen Rezeption Tür und Riegel vorschiebt. Diese Komfortzone soll im Laufe der Veranstaltung verlassen werden. Ziel wird es sein, in der frühen und noch unregulierten Filmgeschichte zu streunen (‚Stag‘-Filme für Bordelle und Männerclubs aus den 1910ern und 1920ern), einen Blick ins private Heimkino zu wagen (Amateurfilme der 1940er und 1950er), der sich im europäischen Raum lockernden Sexualmoral bis zur sexuellen Revolution nachzufolgen (Kurzfilm-Loops und die ersten Hardcore-Kinofilme der 1960er und 1970er), und schließlich die Experimentierfreude, den Schmutz und den ‚Chic‘ im pornografischen Epizentrum aufzusaugen (die US-amerikanische ‚Golden Age‘ der 1970er und 1980er). Über intensive Film- und Textdiskussionen wird utopisches, normatives, sexistisches, feministisches, queeres, transgressives und noch zu definierendes Material in den Blick genommen und zur Analyse gleichermaßen integraler wie tabuisierter Bestandteile der (Kino-)filmgeschichte genutzt werden. Am Ende steht die Auseinandersetzung mit vergangenen und aktuellen ‚Post-Porn‘-Entwicklungen, welche mit dem bis dahin Erarbeiteten ins Verhältnis gesetzt werden sollen.
Wichtige Hinweise: Das Seminar ist vierstündig und die Sichtungen sind verbindlich. Die aktive/qualifizierte Teilnahme (AqT) erfolgt wahlweise über Textpräsentationen oder Kurzessays. Die Prüfungsleistung kann über eine Hausarbeit erbracht werden. Es besteht darüber hinaus die Möglichkeit, an einer neuen Ausgabe des erstmals im September 2021 ausgerichteten PaderPorn-Filmfestivals mitzuwirken.