L.127.15560 Philosophie und Superiorismus

Lehrende: Ana Paula Coelho Rodrigues

Veranstaltungsart: Seminar

Orga-Einheit: Philosophie

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Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 50

Literatur:
Literatur wird im Seminar bekanntgegeben

Kommentar:
In der Workshopreihe "Philosophie und…" ist "Superiorismus" das Thema im SoSe 2021.
Wie bereits im vergangenen Semestern findet ein vorbereitendes Seminar in der Vorlesungszeit statt, an das sich ein Workshop mit einem Gastdozenten anschließt. Gastdozent ist im SoSe 2021: Dr. Björn Freter. Hier sein Kommentar:
Die westliche Philosophie hat es, vor allem seit der Aufklärung, vermocht sich als die Philosophie überhaupt, als das menschliche Denken überhaupt, zu verstehen zu geben. Mit einer – bis heute in den westlichen philosophischen Instituten selten anerkannten – erheblichen epistemologischen Aggression hat sich das westliche Denken selbst als den einen Weg zu Frieden und Wohlstand für alle Menschen bestimmt. Wenn wir uns jedoch gründlicher etwa in den Werken der philosophischen Aufklärer – wie Kant, Hegel, Voltaire oder Hume – umsehen, finden wir bald erschütternde Zeugnisse von vulgärem Rassismus. Und damit nicht genug. Das westliche Denken hat sich nicht nur über das nicht-westliche Denken zu erheben angestrengt. Auch die Teilnahme am westlichen philosophischen Diskurs war nicht für jeden offen. Denken war vor allem die Angelegenheit weißer Männer – Frauen, nicht-weiße Menschen, aber auch nicht-heterosexuelle Menschen wurden und werden weithin ignoriert. Es ist gewiss nicht der Fall, dass diese ausgeschlossenen Menschen nicht philosophieren könnten und würden, vielmehr sind ihre Stimmen unterdrückt und für unerheblich erklärt worden: Die Stimmen der Anderen waren nie und werden nie unerheblich sein, sie sind mit Gewalt unerheblich gemacht worden. Diese unselige Tradition besteht bis heute fort: Die westliche Philosophie ist superioristisch. Das superioristische Denken bestimmt sich selbst als normativ als superior, als über all dem stehend, was nicht wie es selbst ist. Und es gestattet sich dann, dieses Andere und die Anderen, die für dieses Andere stehen, für irrelevant zu erklären: Das Andere, solange es anders bleiben will, braucht keine Beachtung, es braucht, insofern das überhaupt möglich ist, Bekehrung. Das superioristische (und das heißt meist: das weiße, männliche) Denken ist ganz mit sich beschäftigt, es reproduziert nur sich selbst und drängt das Andere ins Abseits.
Dieses Seminar/ dieser Workshop will sich nicht mit dem, was die westliche Philosophie verdrängt, beschäftigen, sondern mit den Techniken der philosophischen Verdrängung selbst. Durch die Lektüre von ausgewählten Passagen von Kant, Hegel, Fichte, Voltaire, Hume und Jefferson soll den superioristischen Techniken nachgespürt werden, die es möglich gemacht haben, das philosophische Denken so brutal zu verengen.