L.030.35090 Praktiken der Sorge

Lehrende: Birte de Gruisbourne

Veranstaltungsart: Seminar

Orga-Einheit: Medienwissenschaft

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Semesterwochenstunden: 2

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 40

Kommentar:
Spätestens seit den 1970er Jahren werden Sorgepraktiken als zentral für das Bestehen kapitalistischer Gesellschaften eingeklagt. Gerade jetzt in Zeiten der Pandemie wird genau diese zentrale Bedeutung von Sorgebeziehungen sichtbar. Gleichzeitig wird die mit Sorge assoziierte Nähe und Zuneigung zur Gefahr.
Nicht nur intime Nahbeziehungen können sorgenden Charakter haben, auch in sozialen Medien und staatlichen Handlungen findet Sorge statt. So sind die unterschiedlichen Maßnahmen, die in Hinblick auf die Corona-Pandemie getroffen wurden, sorgsam abzuwägende staatliche Eingriffe zum Wohle der Gesundheit. Facebook-Gruppen oder einzelne Akteure in sozialen Medien können auch in Sorgepraktiken verwoben sein. Man denke an Gruppen, in denen sich von Krankheiten Betroffene oder deren Angehörige austauschen, Bestatter*innen, die auf Twitter zu alternativen Bestattungsmöglicheiten und Trauer beraten oder Influencer*innen, die ihre psychischen oder gesundheitlichen Probleme teilen. Sorgepraktiken, die ohne mediale Vermittlung und Rahmung gar nicht denkbar wären.
Dabei ist Sorge immer ambivalent, schwankt zwischen Paternalismus und Autonomisierung. Denn Sorge lebt auch davon zu erraten, was die andere braucht und kann deshalb immer auch falsch liegen. Wenn aber richtig geraten wird, kann die Sorgebeziehung gerade autonomisierenden Charakter haben, weil die Bedürfnisse der anderen durch die sorgende Instanz überhaupt erst verwirklicht werden kann.

Im Seminar werden wir daher einerseits verschiedene theoretische Zugänge zum Sorgebegriff kennen lernen und diese in Hinblick auf konkrete Fälle medialer Sorgepraktiken prüfen.

Das Seminar findet digital v.a. über PANDA statt und wird sowohl synchrone als auch asynchrone Arbeitsphasen beinhalten.

Wichtige Hinweise:
Das Seminar findet online statt.