Lehrende: Monja Reinhart
Veranstaltungsart: Seminar
Orga-Einheit: Philosophie
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Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 30
Literatur: Literatur wird im Semesterapparat zur Verfügung gestellt.
Kommentar: Moritz Schlick (1882-1936) ist vor allem bekannt als Organisator und Gründungsmitglied des Wiener Kreises. Der Wiener Kreis war eine Gruppe von Wissenschaftlern, die sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zusammenfanden, um über den Stellenwert und die Methodik der modernen (Natur-)Wissenschaften zu debattieren. Bis heute gilt der Wiener Kreis als eine der einflussreichsten wissenschaftstheoretischen Schulen des 20. Jahrhunderts. Maßgeblich für die methodischen Forderungen der Gruppe sind dabei die Vorgehensweisen der Mathematik und der Physik. Ethik hingegen ist für die Mitglieder des Wiener Kreis keine Wissenschaft. Die normativen Sätze der Ethik, so die Begründung, drücken aufgrund ihrer logischen Form keine Wahrheiten aus. Demgegenüber steht aber das Phänomen, dass im Wiener Kreis sehr wohl Ethik betrieben wird. Diesem vermeintlichen Spannungsverhältnis widmet Moritz Schlick seine Anthropologie. Schlick argumentiert dafür, dass Ethik selbst dann möglich und sogar erforderlich ist, wenn sie nicht den Standards der wissenschaftlichen Weltauffassung genügt. Als konservativer Vertreter des Wiener Kreises schafft er mit seiner Anthropologie ein wichtiges Verbindungslied zwischen der streng analytischen Vorgehensweise seiner Mitstreiter und den traditionellen Ansätzen zu einer Theorie des guten Lebens. Ein zentrales Element von Schlicks Anthropologie ist seine ausführliche Auseinandersetzung mit Nietzsche und Schopenhauer. Schlicks Studien bieten auch heute noch eine gut lesbare Einführung in die Grundprobleme des Verhältnisses von Wissenschaft und Normativität und der Wechselwirkung zwischen Wissenschaft und Leben. Im Seminar wollen wir daher einerseits versuchen, ein grundlegendes Verständnis für das Problem der Ethik als Wissenschaft zu entwickeln. Andererseits soll durch die Thesen Moritz Schlicks eine differenzierte Erwiderung auf dieses Problem aufgezeigt werden. Wir werden uns im Laufe des Semesters Ausschnitte aus dem Manifest des Wiener Kreis, aus Moritz Schlicks "Fragen der Ethik", seinem Aufsatz "Über den Sinn des Lebens" und seiner Vorlesung über Nietzsche und Schopenhauer vornehmen. Ergänzende Texte von Arthur Schopenhauer, Friedrich Nietzsche und Ludwig Wittgenstein sollen zum Vergleich herangezogen werden. Ein detaillierter Seminarplan wird in der ersten Sitzung bekanntgegeben. Die Texte werden rechtzeitig im Semesterapparat zur Verfügung gestellt.