L.053.00422 Religiöse Wahrnehmung von Behinderung in Deutschland und Russland

Lehrende: Dr. Maike Schult

Veranstaltungsart: Seminar

Orga-Einheit: Theologie ev.

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Semesterwochenstunden: 2

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | -

Literatur:
Preuß, Hilmar: Narrative der Behinderung. Grenzerfahrungen und Pflegeheime als traumatisierender Ort in Texten der russischen Gegenwartsliteratur, in: Lehmann-Carli, Gabriela/Johannsmeyer, Betty/Johannsmeyer, Klaus-Dieter/Schult, Maike (Hg.): Zerreißproben: Trauma - Tabu - Empathie - Hürden, Berlin 2017, 235-255.

Kommentar:
Die Wahrnehmung von Behinderung ist kulturabhängig und kann durch politische Vorgaben und religiöse Wertungen positiv oder negativ beeinflusst werden. In diesem Seminar erkunden wir das Thema Behinderung im Ost-West-Vergleich. Welche Inklusions- und Exklusionsmechanismen kennt die deutsche und die russische Geschichte? Wie gingen Naziherrschaft und Stalinismus mit Abweichungen um? Wie wurden Fremde integriert, Homosexuelle bewertet, Künstler und Geistliche behandelt? Wie wurde überhaupt das Zusammenleben in einem Einwanderungsland wie Deutschland oder einem Vielvölkerstaat wie der Sowjetunion gestaltet, und welche Spuren der Historie finden sich davon bis heute? Dabei orientieren wir uns an kulturellen Zeugnissen, medialer Berichterstattung und religiösen Interpretamenten. Welche Identifikationsangebote macht der in sich vielstimmige Protestantismus im Reformationsland noch 2017? Welche Denkfiguren kennt die russisch-orthodoxe Tradition für Kranke, Narren und Idioten?

In einem kulturgeschichtlich und ökumenisch orientierten Zugang erkunden wir die Breite des Themas, das wir exemplarisch vertiefen und auf unsere Gegenwart beziehen: von Dostoevskijs Roman "Der Idiot" über das Narrenchristentum der Jurodivy bis zum religiösen Alltag von Russlanddeutschen in Nordrhein-Westfalen.