Lehrende: Andreas Fröger; Prof. Dr. Sebastian Luft
Veranstaltungsart: Seminar
Orga-Einheit: Philosophie
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Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | -
Literatur: F. Brentano, Vom Ursprung sittlicher Erkenntnis; E. Husserl, Passagen aus Husserliana XXIV, Einleitung in die Logik und Erkenntnistheorie. Vorlesungen 1906/07 und Husserliana XXXVII, Einleitung in die Ethik. Vorlesungen Sommersemester 1920 und 1924; M. Heidegger, Sein und Zeit und Passagen anderer Schriften aus der „phänomenologischen Dekade“; S. Crowell, Normativity and Phenomenology in Husserl and Heidegger.
Kommentar: Es ist nicht durchgängig bekannt, dass die großen Denker innerhalb der Phänomenologischen Bewegung interessante Reflexionen zu einer spezifisch phänomenologischen Ethik angestellt haben. Nach der Meinung dieser Phänomenologen ist das Projekt der Phänomenologie nicht allein deskriptiv, sondern auch normativ aufzufassen (einschließlich einer modifizierten Auffassung von Normativität selbst). In diesem Seminar werden wir die wichtigsten Texte zum Thema phänomenologischer Ethik lesen, hierbei einer chronologischen Sequenz folgend, die aber einen systematischen Leitfaden vorgibt: Der erste Entwurf stammt von Brentano mit seiner Idee von der Analogie der Vernunftarten „Denken – Werten – Wollen“. Auf dieser Grundlage baut dann Husserl seine „frühe“ Ethik auf, die auf Grund dieser Basis der einer formalen Logik parallelen Disziplinen eine formale Axiologie und formale Praktologie entwirft. Im Laufe der Ausarbeitung dieser Disziplinen stößt Husserl jedoch auf Probleme, die ihn diesen Ansatz aufgeben (oder diesen, je nach Interpretation, in der „späten“ Ethik aufgehen) lassen. Diese sog. „späte“ oder Nachkriegsethik führt andere Themen ein, die stärker in den Mittelpunkt rücken, wie etwa Erneuerung, Verantwortung, und Liebe. Ansätze zu einer phänomenologischen Ethik finden sich auch bei Heidegger, v.a. wenn man seine Texte aus der Perspektive der neueren Arbeiten von Crowell liest. Crowell entwickelt, von Heidegger ausgehend, einen interessanten Begriff von Normativität, um damit einen ethischen Ansatz Heidegger’scher Art zu entwickeln. Im letzten Dritten des Semesters sollen einige Texte Heideggers und Crowells studiert werden, um einen ganz anderen Ansatz einer phänomenologischen Ethik kennen zu lernen. Diese Lehrveranstaltung setzt basale Kenntnisse der Phänomenologie voraus, die allerdings in meiner Vorlesung „Introduction to Phenomenology“ im gleichen Semester erworben werden können.