L.068.14010 Das spätrömische Reich zwischen Stabilisierung, Krise und Niedergang (285-491 n. Chr.)

Lehrende: Prof. Dr. Wolfgang Kuhoff

Veranstaltungsart: Vorlesung

Orga-Einheit: Geschichte

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Semesterwochenstunden: 2

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | -

Literatur:
Anders, Friedrich: Flavius Ricimer. Macht und Ohnmacht des weströmischen Heermeisters in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts, Frankfurt am Main 2010
Demandt, Alexander: Die Spätantike. Römische Geschichte von Diocletian bis Justinian 284-565, 2. Aufl. München 2007
Ders. - Engemann, Josef (Hg.): Konstantin der Große - Constantinus Magnus, Mainz 2007
Janßen, Tido: Stilicho. Das weströmische Reich vom Tode des Theodosius bis zur Ermordung Stilichos (395–408), Marburg 2004
Kosinski, Rafal: The Emperor Zeno. Religion and Politics. Krakau 2010
Kuhoff, Wolfgang: Diokletian und die Epoche der Tetrarchie. Das römische Reich zwischen Krisenbewältigung und Neuaufbau (284-313 n. Chr.), Frankfurt am Main 2001
Leppin, Hartmut: Theodosius der Große. Auf dem Weg zum christlichen Imperium, Darmstadt 2003

Kommentar:
Als sich Diokletian im Sommer 285 als neuer römischer Kaiser durchsetzte, vermochte er eine mehrere Jahrzehnte andauernde Zeit beträchtlicher innen- wie außenpolitischer Probleme, die sogenannte Reichskrise des 3. Jahrhunderts, zu beenden. Er stabilisierte die Herrschaft, setzte aber zugleich die schon von einigen seiner Vorgänger initiierte Lösung in Szene, deren Ausübung auf mehrere Schultern zu verteilen: In zwei Schritten vollzog er die Einrichtung der Tetrarchie, der Verteilung der kaiserlichen Macht auf vier Personen, die an den brisanten Reichsgrenzen ihre Residenzen bezogen, um auswärtige Angriffe abzuwehren und Usurpationen vorzubeugen. Obgleich nicht alle diese Ziele sofort erreicht werden konnten, blieb die Mehrkaiserherrschaft fortan die Regel. Allerdings ersetzte Diokletians mittelbarer Nachfolger Konstantin die nichtfamilienbezogene Ideologie der Tetrarchie durch eine dezidiert auf seine eigene Familie ausgerichtete dynastische Regierungsform, dessen Reformen im Staatsgefüge führte er jedoch fort. Eine zukunftsträchtige Neuerung rief er, unter freilich bis heute ungeklärten Umständen, gegen das Handeln seiner Vorgänger ins Leben, die Anerkennung des Christentums als im Reich überall verehrbare Religion - diese Entscheidung wirkt bis heute nach. Theodosius I. erhob das Christentum schließlich in mehreren Schritten 391 zur alleinigen Staatsreligion, aber die Entscheidung, seine beiden Söhne zu gleichen Teilen als Nachfolger einzusetzen, wirkte sich wegen deren Unfähigkeit fatal aus. Vor allem germanische Heerführer übten forthin als Heermeister die faktische Regierung aus, was die Auseinanderentwicklung der beiden Reichshälften begünstigte. Die späteren Kaiser in der östlichen Hauptstadt Konstantinopel konnten letztlich ihr Herrschaftsgebiet wahren, im Westen jedoch entglitt die Macht unweigerlich den dortigen Marionettenkaisern, bis um 476/480 der Anführer der verbliebenen Truppen, Odoaker, die Herrschaft als rex an sich zog. Als 491 in Konstantinopel Kaiser Zenon starb, bestand de facto nur noch ein auf den Osten beschränktes römisches Reich.