Lehrende: Dr. Andrea Lange-Vester
Veranstaltungsart: Seminar
Orga-Einheit: Erziehungswissenschaft
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Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 40
Voraussetzungen und Empfehlungen: Regelmäßige Teilnahme und aktive Mitarbeit
Literatur:
Kommentar: Die Milieu- und Habitusforschung hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend in der sozial- und erziehungswissenschaftlichen Bildungsforschung etabliert. Sie geht davon aus, dass in den verschiedenen sozialen Milieus jeweils spezifische Bildungsauffassungen und –strategien vorherrschend sind, die einerseits auf die Lebensweisen und –pläne der Milieus abgestimmt sind, andererseits auch auf die objektiven Chancen und sozialen Grenzen ihrer Angehörigen. Im Seminar sollen inzwischen vorliegende empirische Studien zu den Milieus und ihren Praktiken und Vorstellungen in Bildungsprozessen diskutiert und ihre theoretischen Grundlagen erarbeitet werden. Zu diesen Grundlagen gehören u.a. die bildungssoziologischen Arbeiten Pierre Bourdieus, in denen verschiedene Perspektiven auf das Bildungsgeschehen zum Tragen kommen: So wird argumentiert, dass die in der Familie erworbenen Habitusmuster die Haltung gegenüber der Bildung entscheidend prägen. Zugleich sind die Bildungsinstitutionen als zentraler Ort im Blick, an dem über soziale Chancen entschieden und soziale Ungleichheit reproduziert wird. Dies, so Bourdieu, indem die oberen und mittleren Gruppen im Bildungswesen privilegiert werden, weil Erwartungen, Konventionen und die Kultur der Bildungsinstitutionen insgesamt auf diese Gruppen zugeschnitten und zugleich gegen die unteren sozialen Milieus gerichtet sind. Ob und inwieweit diese Kritik Bourdieus, die bereits auf die Situation der 1960er Jahre zurückgeht, bis heute zutrifft, soll entlang der aktuellen Untersuchungen begründet werden.