L.068.14040 Deutsche Geschichte im Zeitalter der Französischen Revolution

Lehrende: Prof. Dr. Johannes Süßmann

Veranstaltungsart: Vorlesung

Orga-Einheit: Geschichte

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Semesterwochenstunden: 2

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | -

Literatur:
Elisabeth Fehrenbach: Vom Ancien Régime zum Wiener Kongreß (=Oldenbourg Grundriß der Geschichte. 12). 5. Aufl. München 2008.

Kommentar:
"Am Anfang war Napoleon", begann Thomas Nipperdey 1983 seine Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Daraus spricht eine Ansicht, derzufolge die "Franzosenzeit" um 1800 einen entscheidenden Epochenumbruch der deutschen Geschichte gebracht habe: vom Alten Reich zum Deutschen Bund; von der Ständeordnung zur bürgerlichen Gesellschaft; von Alteuropa zur Moderne – und zwar zunächst als Überwältigung und Übernahme von Errungenschaften aus dem revolutionären Frankreich, denen jedoch bald eine "defensive Modernisierung" auf deutscher Seite entgegengesetzt worden sei. Zum Modell dieses spezifisch deutschen Aufbruchs in die Moderne erhob man die preußischen Reformen.
Diese Sicht ist in den letzten Jahren auf doppelte Weise infragegestellt worden. Zum einen haben viele Frühneuzeitforscherinnen und -forscher gerade nicht den Umbruch, sondern die Kontinuitäten der Revolutionsära mit der aufgeklärten Reformpolitik des 18. Jahrhunderts betont. Zum andern ist die enge Kooperation vieler Deutscher mit dem revolutionären Frankreich, angefangen von der Mainzer Republik bis zu den "Modellstaaten" des Rheinbunds (gerade auch im Königreich Westphalen), grundlegend aufgewertet worden, während man die preußischen Reformen heute eher kritischer sieht.
In der Vorlesung sollen beide Neubewertungen auf den Prüfstand gestellt werden. Dafür wird zum einen danach gefragt, wie lebendig und dynamisch die Verhältnisse in Deutschland vor der Französischen Revolution tatsächlich waren. Zum andern wird versucht, sowohl die preußischen Reformen als auch die Kooperation in den Modellstaaten in ein breiteres Spektrum unterschiedlicher deutscher Reaktionen auf die Erfahrung des revolutionären Frankreichs einzuordnen.