L.091.40300 Bildteppiche des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit: Fiktive Welten als Muster sozialer Identifikation

Lehrende: Prof. Dr. Ulrike Heinrichs

Veranstaltungsart: Hauptseminar

Orga-Einheit: Kunst

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Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 50

Literatur:
Rudolf Burckhardt, Gewirkte Bildteppiche des 15. und 16. Jahrhunderts im Historischen Museum zu Basel, Leipzig 1923.
Anna Rapp-Bury/Monica Stucky-Schürer, Zahm und wild. Basler und Straßburger Bildteppiche des 15. Jahrhunderts, Mainz 1990.
Jean Wirth, Rezension zu: Rapp-Bury/Stucky-Schürer, 1. Aufl., Mainz 1990, in: Kunstchronik, 1992, S. 63-75.
Ausst. Kat. Krone und Schleier. Kunst aus mittelalterlichen Frauenklöstern. Ausstellung der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn in Kooperation mit dem Ruhrlandmuseum Essen, Bonn/Essen 2005.

Kommentar:
So oft sich der Kunstwert von Bildwerken an ihrer mimetischen Qualität bemisst, ein Bild ist kein Bericht, sondern definiert sich über ein problematisches Verhältnis zur ‚Realität‘. Gerade in seinem ‚Anderssein‘ entfaltet es sein spezifisches Funktionsspektrum. Das Seminar fokussiert auf die fiktionale Qualität der Bildkunst am Beispiel von gewirkten und gestickten Bildteppichen des deutschsprachigen Raums, entstanden zwischen dem frühen 15. und dem späten 16. Jahrhundert. Stilistisch stehen diese der zeitgleichen Malerei mit ihren "realistischen" Tendenzen nahe, prägen dabei aber auch motivische und strukturelle Besonderheiten aus, die keineswegs als Archaismen oder als schiere "Dekoration" missverstanden werden dürfen. Im Einklang mit Thematiken, die idealisierende, phantastische oder utopische Züge tragen ("Erstürmung der Minneburg", "Hortus conclusus"/"Einhorn-Jagd", "Legende vom Busant", "Wilde Leute"),bedingen die Spezifika des Gattungsstils die Konstruktion von Gegenwelten zu den sozialen Kontexten, in die die Bildteppiche eingebunden sind. Grundlegende Arbeitsweisen der Kunstgeschichte werden eingeübt und in einem rezeptionsästhetischen und kunstsoziologischen Rahmen eingesetzt. An Hand der Produktionsgeschichte der Werke, die die Arbeitsleistung von Frauen in den Blick rückt, werden die Studierenden auch in die kunstgeschichtliche Quellenkunde eingeführt.

Wichtige Hinweise:
Alle interessierten Studierenden kommen bitte zur ersten Seminarstunde. Studierende, die einen Platz in Paul reservieren konnten und nicht zur ersten Seminarstunde erscheinen, verlieren den Anspruch auf ihren Seminarplatz