Lehrende: Dr. Arnold Otto
Veranstaltungsart: Grundseminar
Orga-Einheit: Geschichte
Anzeige im Stundenplan:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 15
Kommentar: Auch in der bundesrepublikanischen Demokratie geht die Faszination bestimmter Wachsjacken, Spirituosen oder Marmeladen je nach Konsument in nicht unerheblichem Maße davon aus, dass ein Mitglied eines regierenden Fürstenhauses dem Hersteller des Produktes durch sein "Siegel" den Status verleiht, ein Hoflieferant zu sein und dieses so in den Ruf einer Verarbeitungsqualität rückt, die höchsten Ansprüchen genügen soll. Anderen Konsumenten genügt für ihre Kaufent-scheidung bei Marmelade ein "Frische-Siegel", das für den einwandfreien hygienischen und kon-servatorischen Zustand der Fruchtzubereitung bürgt. Das "Siegel" im ersteren Sinne ist dabei meistens kein wirkliches Siegel, sondern ein Signet, dass das Wappen desjenigen enthält, der den Status des Hoflieferanten verleiht. Doch gerade durch diese umgangssprachliche Verwendung wird eine inhaltliche Nähe von Wappen und Siegel deut-lich. Das "Frische-Siegel" schließlich weißt auf die Funktion eines Siegels an sich hin: Es wird etwas bestätigt bzw. für etwas gebürgt. Dies geschieht auch auf Münzen, die zu diesem Zweck ein Bild des Emittenten oder eben auch dessen Siegelbild bzw. Wappen tragen. Wie sich Wappen, Siegel und Münzen zueinander verhalten, welche Unterschiede es zwischen Wappen, Münz- und Siegelbildern gibt, woraus sie bestehen, diesen Fragen möchte sich dieses Seminar widmen. Nach einem kurzen Exkurs in die Antike soll dabei von der mittelalterlichen Heraldik, Numismatik und Sphragistik ausgegangen werden - dies sind die Namen der histori-schen Hilfswissenschaften, die sich damit beschäftigen. Angesichts der weitergehenden Ausdiffe-renzierung gerade von Wappen und Siegeln in der Frühneuzeit soll jedoch auch diese Epoche Berücksichtigung finden. Auch heute noch gibt es Einzelpersonen und Familien, die sich Wappen gestalten lassen, bzw. diese "annehmen", wie es im Sprachgebrauch der heraldischen Gesellschaften und Vereine heißt, die diese Wappen kreieren. Die Regeln, denen sie dabei normalerweise folgen, gehen im Wesent-lichen auf das Mittelalter zurück und sollen im Seminar ebenfalls angesprochen werden. In einem Exkurs soll schließlich die Phaleristik angesprochen werden, die Lehre von Orden und Auszeichnungen, die als Hilfswissenschaft eindeutig der frühen Neuzeit zuzurechnen ist, in ihrer Anwendung von Wappen und Siegelbildung jedoch eine Fortsetzung der Praktiken bei Münzen und Siegeln darstellt. Aufgrund der Raumsituation im Erzbistumsarchiv ist die Teilnehmerzahl auf 15 Personen beschränkt. Jeder Teilnehmer soll ein Kurzreferat übernehmen. Dieses soll ca. 20min. dauern und in einem Thesenpapier zusammengefasst werden. Das Thesenpapier soll aus ganzen Sätzen be-stehen und die Literaturangaben zum Referat enthalten. Die meisten Titel aus der Liste sind in der UB Paderborn im Präsenzbestand vorhanden. Weitere sollen selbst recherchiert und besorgt werden.