L.113.66604 Storytellers: Analyse aktueller Songtexte

Veranstaltungsdetails

Lehrende: Dr. Marcus Kleiner

Veranstaltungsart: Blockveranstaltung

Orga-Einheit: Musik

Anzeige im Stundenplan:

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: 30 | 30

Prioritätsschema: Allgemeingültiges Prioritätsschema Zeitpunkt der Anmeldung

Kommentar:
Beschreibung: Selbstreferentialität und Historisierung gehören zu den konstitutiven Motoren der Popkultur, die wesentlich story telling, ein permanenter Dialog mit sich und ihrer Geschichte ist. Von einer subjektiven Perspektive aus betrachtet ist Popkultur ein daraus resultierendes Imaginationsarsenal und eine Möglichkeitswelt von Identitätsangeboten. Nicht zuletzt fungiert Popkultur auch als Sozialisationsagentur und Welterklärungs- bzw. -bewältigungsmodell. Diese individuellen Bedeutungsdimensionen, die zugleich konstitutive soziale Funktionen der Popkultur sind, brauchen, um kontinuierlich identifizierbar und kommunizierbar zu sein, Archive (etwa Musik, Lifestyles, Clubs, Mode, Fotografien, Zeitschriften, Literatur, Filme, Wissenschaft oder Kunst), Protagonisten und Kommunikatoren (z.B. Stars, Künstler oder Journalisten), damit Popkultur für den Popkultur-Rezipienten bzw. Fan immer wieder zur repräsentativen Kultur werden kann.

Aus der Perspektive des Pop-Rezipienten ist die Performanz und Individualität seiner Popkultur entscheidend, also die eigensinnige Aneignung und/oder Modifikation popkultureller Bezugsrahmen, die u.a. von Geschmackspräferenzen, persönlichem Erleben, individuellem Lebensgefühl oder Affektbindungen an Pop-Wirklichkeiten bestimmt wird. Man könnte hier auch von popkultureller Selbstermächtigung sprechen oder von kultivierter Selbstgestaltung bzw. Techniken der Selbstkultivierung, also einem popkulturellen Ethos der Lebensführung.

Jochen Bonz beschreibt diese lebensweltliche Bedeutung von Pop als den die "Individuen durchdringenden Eindruck von Wirklichkeit, wie er sich erst einstellt, wenn man in einer Kultur identifiziert ist. Demnach ist der Begriff von der starken Identifikation mit Pop synonym zur Annahme eines popkulturellen Rahmens oder Mediums, in dem sich Geschmacksurteile formulieren lassen, Ansichten und Überzeugungen finden, Wünsche und Lebensentwürfe Gestalt annehmen."

Eine an dieser Perspektive orientierte Popkulturgeschichtsschreibung liefert individualisierte und diskontinuierliche "Pop-Splitter" (Jochen Bonz), Erinnerungsarbeit und, im besten Falle, Vivifikationen von gelebter und/oder konsumierter Popkulturgeschichte, die zunächst und zumeist die eigene Geschichte mit sowie durch Pop darstellen. Der gemeinsamen Nenner der individuellen Pop-Gedächtnisse ist zunächst und zumeist die Negation bzw. Differenzarbeit -- und zwar mit Fokus auf das kollektive, soziale Bezugssystem Popkultur.
Der subjektiven Spur des Lebens und Schreibens über Pop, denn Reden über Popkultur ist hierbei immer zugleich ein Reden über sich selbst, wird im Seminar mit Blick auf Pop-Literatur, Popgeschichtsschreibungen und Musikfilmen nachspüren, in deren Zentrum Popmusik steht. Hierbei wird diskutiert, wie Popmusik-Geschichte in autobiographischen Pop-Erzählungen konstituiert und kommuniziert sowie re-inszeniert und dadurch beim Schreiben (re-)aktualisiert wird. Als konstitutive Voraussetzung für das legitime Schreiben über Pop erscheint in diesen Texten ein latenter Existentialismus und Sensualismus des Pop-Lebens und Pop-Erlebens. Der Hauptfokus dieser Popgeschichtsschreibungen liegt auf den 1960er-2000er Jahren.
Fünf Leitfragen bestimmen die Analysen der Pop-Texte im Seminar: Welches Wissen über und welche Bewertungskategorien von Popmusik werden vorgestellt? Wie wird Popmusikgeschichte erzählt? Welche Erlebnisse und Situation werden mit Popmusik verbunden? In welchem Verhältnis stehen Popmusik und Popmusik-Fan? Abgeschlossen werden die Überlegungen durch die Frage, ob die behandelten Pop-Texte, als Pop-Archive und Imaginationsarsenale einer individuellen Politik des Selbst, einen Beitrag zur Selbstermächtigung des Einzelnen und zum sozialen Gedächtnis der Populären Kultur leisten.

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende
1 Fr, 16. Okt. 2009 12:00 14:00 H 7 312 Dr. Marcus Kleiner
2 Fr, 13. Nov. 2009 12:00 18:00 H 7 312 Dr. Marcus Kleiner
3 Fr, 18. Dez. 2009 12:00 18:00 H 7 312 Dr. Marcus Kleiner
4 Fr, 15. Jan. 2010 12:00 18:00 H 7 312 Dr. Marcus Kleiner
5 Fr, 22. Jan. 2010 12:00 18:00 H 7 312 Dr. Marcus Kleiner
Enthalten in Modulen
Modul
M.030.2040 Aufbaumodul Medienanalyse - BA (WS 2009/10, WS 2009/10, WS 2009/10)
M.030.4020 M2 - Kriterien der Mediengestaltung, Medienanalyse und -ästhetik (SS 2008, SS 2008, SS 2008)
M.030.4020 M2 - Kriterien der Mediengestaltung, Medienanalyse und -ästhetik (WS 2009/10, WS 2009/10, WS 2009/10)
M.030.4050 M5 - Medienästhetik, kulturelle Praxen (WS 2009/10, WS 2009/10)
M.030.5121 Musik u. Text i.d. Medien / Visuelle Medien (Bereicht III) - 3 TN im Grundstudium (WS 2009/10)
M.030.5122 Musik u. Text i.d. Medien / Visuelle Medien (Bereicht III) - 2 LN im Grundstudium (WS 2009/10)
M.030.5402 Musik u. Text i.d. Medien, visuelle Medien (Bereich III) - 2 LN im Hauptstudium (WS 2009/10, WS 2009/10)
M.030.5404 Bereiche I/II/III - 14 TN im Hauptstudium (WS 2009/10, WS 2009/10, WS 2009/10, WS 2009/10, WS 2009/10, WS 2009/10, WS 2009/10)
M.030.5405 4 Hauptseminare nach Wahl - Schwerpunkt Medieninformatik - TN im Hauptstudium (WS 2009/10, WS 2009/10)
M.030.5406 4 Hauptseminare nach Wahl - Schwerpunkt Medieninformatik - LN im Hauptstudium (WS 2009/10)
M.030.5408 Schwerpunkt Medienökonomie - TN im Hauptstudium (WS 2009/10, WS 2009/10, WS 2009/10, WS 2009/10)
M.113.4150 M1 Gegenwartsphänomene populärer Musik (MA) (SS 2009)
M.113.4150 M1 Gegenwartsphänomene populärer Musik (MA) (WS 2009/10)
Übersicht der Kurstermine
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Lehrende
Dr. Marcus Kleiner